Ingo Brohl, Landrat Kreis Wesel, auf dem Getreidefeld von korn B Landwirt Walter Buchmann.
Das EU-geförderte korn B Getreideprojekt vom Niederrhein trägt wieder neue Früchte. In diesem Jahr, dank des feuchten Wetters im Frühjahr, gedeihen die Urgetreide prächtig. Dies wurde zum Anlass genommen Landrat Ingo Brohl zu einer Feldbegehung einzuladen. Bei, von den Landwirten willkommenem Regen, trafen sich die Projektbeteiligten mit Landrat Ingo Brohl (Foto 5. von links) und den Vertretern der Presse am Feld mit den Getreiden „Perlweizen“, „Gelber Igel“ und „Chevalliergerste“.
Die Stadt Hamminkeln und der Kreis Wesel bringen gemeinsam die notwendigen Kompetenzen in Sachen Wasserschutz, Regionalplanung und Förderung von Vermarktungsalternativen für landwirtschaftliche Betriebe mit. Die Landwirte, Bäcker und Brauer, die Hochschule Geisenheim und die Landwirtschaftskammer NRW berichteten mit ihren Expertisen und aus ihrer Sicht vom aktuellen Stand des Projektes.
Regionale Wirtschaftsförderung und Wertschöpfung sowie der Wasserschutz sind für Ingo Brohl, Landrat Kreis Wesel, Schwerpunktthemen. Die Landwirtschaft mit ihren vielen Arbeitsplätzen ist im Kreis Wesel Landschafts- und Dorfprägend. Daher sind ihm im Kreis Wesel die Förderung kleinerer Landwirtschafts- und Verarbeitungsbetriebe und der Kampf gegen das Höfesterben ein großes Anliegen. „Wir brauchen neue Ideen, um die Landwirtschaft nach vorne zu bringen. Dafür muss man auch mal in die Vergangenheit schauen.“, sagt Ingo Brohl. So entstand das Projekt korn B. Und mit Blick in Richtung Zukunft arbeitet der Landkreis Wesel mit dem Landkreis Kleve an einer Modellregion Ökobau.
Auf der Internationalen Grünen Woche 2022 in Berlin dürfen wir, so Ingo Brohl, mit einer Verkostung der korn B Produkte auf dem Stand der Genussregion Niederrhein rechnen. Darauf freuen wir uns.
Die Projektpartner berichten
Wir blicken nun auf rund eineinhalb Jahre Projektzeit in dem EU-geförderte Projekt „Nachhaltige Fruchtfolgeerweiterung durch Sommergetreide in wassersensiblen Gebieten am Beispiel alter Getreidesorten für das Back- und Brauhandwerk“: korn B, zurück.
Landwirt Walter Buchmann rechnet in diesem Jahr durch das feuchte Frühjahr mit einer deutlich besseren Ernte als im letzten Jahr. Der größte Teil des Getreides hat dem Wind und Regen der letzten Nacht Stand gehalten, ein Teil der Chevalliergerste hat sich jedoch dem Wetter gebeugt. „Die noch mangelnde Standfestigkeit wird in weiteren Versuchen durch Wachstumsregelungsvorgehen angepasst.“, so Walter Buchmann.
Landwirt Christian Dorsemagen arbeitet sehr engagiert an einer Schließung der Lücken in der Wertschöpfung. Sein Ziel ist es das Mahlen, Mälzen und Reinigen der korn B Getreide in die Region zu holen und dort zu halten. „Je mehr in der Region selbstgemacht werden kann, desto besser“. Die Genehmigungsverfahren gestalten sich etwas schwieriger, da die gleichen Bedingungen für eine kleine Mälzerei wie bei den Großbetrieben gelten. Aber da darf er auf die Unterstützung von Landrat Ingo Brohl bauen. Und das Engagement der Uni Geisenheim für eine Stationierung einer Mahlanlage in Wesel wird helfen dieses Ziel zu erreichen.
Klaus Theobald, Landwirtschaftskammer NRW sieht eines der Hauptziele dieses Projektes darin Sommergetreide gezielt in wassersensiblen Gebieten anzubauen, denn dort kann man das aus wasserwirtschaftlicher Sicht vorteilhafte Sommergetreide weiter fördern. Durch die Fruchtfolgeerweiterung mit dem korn B Sommergetreide wird aktiv zum Wasserschutz beigetragen, denn es gelangen weniger Nitrate in das Grundwasser.
Von den ersten Mälzversuchen mit den alten Getreidesorten waren die Brauer Walter Hüsges und Wilhelm Kloppert nicht überzeugt. Für eine Großproduktion war es noch nicht geeignet. Mit den Erfahrungen der letzten Vermälzung und den Erkenntnissen aus den Experimenten der Uni Geisenheim wird nun an einem neuen, gut geeigneten Malz gearbeitet. „Der Fokus liegt jetzt auf dem Winterbier. Wir greifen nochmal an.“, so Walter Hüsges. Joshua Vogel von der Uni Geisenheim bestätigt, dass das korn B Getreide alles in allem gute Vermälzungseigenschaften besitzt, daher werden Experimente für gutes Bier auch von der Uni fortgeführt.
Doris Häge und Joshua Vogel, Uni Geisenheim erarbeiten auf der Forschungsseite weiter die Eigenschaften der korn B Getreide. Es wird sortenrein gemälzt, gebraut und gebacken und in naher Zukunft werden sie eine Konsumentenstudie starten, auf deren Ergebnisse wir schon jetzt gespannt sein dürfen.
Die Bäcker Stefan Steeg und Matthias Winkelmann schwärmen einstimmig von den sehr guten Backeigenschaften des korn B Mehles und beabsichtigen das korn B Dinkelmehl eins zu eins auszutauschen und in Zukunft nur noch regionalen Dinkel aus dem Projekt einzusetzen. „Der Preis wird dann höher, aber es ist ja auch ein besonderes und regionales Produkt“, so Matthias Winkelmann.
Das Fazit
„Am Ende muss es gelingen, dem Verbraucher deutlich zu machen, dass er ein besonderes Produkt aus der Region bekommt und dabei auch einen Beitrag zum Wasserschutz leistet“, sagt Thomas Michaelis, Stadt Hamminkeln, Projektleiter korn B, „Der Anbau von Sommergetreide muss unter dem Strich eine wirtschaftliche Alternative zur „normalen Fruchtfolge“ darstellen und damit der Landwirtschaft aber auch den weiterverarbeitenden Branchen Alleinstellungsmerkmale schaffen, die auch betriebswirtschaftlich Spaß machen.“